Vortrag Jürgen von Streit, 23.10.1993:
Bürgermeister der Stadt Wemding

Schon ein Jahr vor dem Stadtjubiläum wurde ich durch ein intensives Vorgespräch mit dem Gedanken der Zeitpyramide konfrontiert, wobei ich mir im klaren war: das Außergewöhnliche, ja, das Einmalige des Gedankens wird nicht ganz ohne Reibungen, Gegenstimmungen und Gegenstimmen umzusetzen sein. Meine Einschätzung sollte sich bewahrheiten, denn in der beschließenden Stadtratssitzung spiegelten sich die Bevölkerungsmeinungen in den Debattenbeiträgen wider. Auf der einen Seite strikte Ablehnung, denn Kunst hatte bitte verständlich und schön zu sein, auf der anderen Seite zögerlicher Pragmatismus, weil man sich eine Chance nicht entgehen lassen wollte, und dann noch die Position der überzeugten Zustimmung zur faszinierenden Idee.
Auf das Placet des Stadtrates folgte die langwierige Standortsuche. Der Platz sollte exponiert in Stadtnähe sein, um den Bezug zur Stadt, aber auch zum natürlichen Umfeld deutlich werden zu lassen. Der harte, kantige Steinquader sollte als deutlicher Kontrast zur weichen Landschaft seine Wirkung nicht verfehlen. Mit den städtischen Grundstück auf der "Platte" wurde meiner Meinung nach ein hervorragender Standort gefunden. Der Steinquader aus Beton ( Beton wurde bewußt als Zeitzeugnis gewählt ) wirkt am jetzigen Standort nicht nur besonders exponiert, sondern regelrecht ausgesetzt. Er ist der Zeit, d.h. den Witterungseinflüssen schonungslos preisgegeben. Der durch die fortschreitende Zeit einsetzende Veränderungsprozeß wird deutlich Spuren hinterlassen.
Der erste Quader wurde im Jubiläumsjahr 1993 gesetzt. Die Fortführung des Projektes wird über die zu erwartenden Zinserträge von Spendengeldern finanziell abgesichert. Es bleibt zu hoffen, die Verantwortlichen der Stadt Wemding werden sich dieser Art Stiftung gegenüber verpflichtet fühlen.