Angemerkt Tradition verpflichtetVon Paul Soldner"Wohlauf, lasst uns ...einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, damit wir uns einen Namen machen" heißt es im ersten Buch Mose. Etwas ähnlich Gigantisches hat Manfred Laber mit seinem außergewöhnlichen Projekt "Zeitpyramide" nicht vor, denn die wird nur eine Höhe von etwas mehr als sieben Metern haben. Sein aus einmal 120 Quadern bestehendes Monument ist indes für einen Zeitraum ausgelegt, den man sicher fast als "Ewigkeit" bezeichnen darf, nimmt man unsere schnelllebige Zeit als Maß. Aber Laber will bewusst etwas Abstraktes schaffen, will die Auseinandersetzung über Zeit, Raum und Kunst anregen. Doch nicht nur darüber, sondern auch über Gemeinschaft und die Fähigkeit zu planen und zu wirken, wie er selbst einmal gesagt hat. Dank der gegründeten Stiftung sind zumindest die nächsten Dekaden gesichert. Vielleicht sehen die Wemdinger in naher Zukunft darin eine ähnliche Verpflichtung wie in ihrer "Pestkerze". Die wird bekanntlich seit 1832 alle zwanzig Jahre in einer Gelöbniswallfahrt zur Kirche des Heiligen Sebastian nach Oettingen gebracht und geweiht - und erinnert an Seuche und erste Wallfahrt von 1647, kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg. Die Treffen alle zehn Jahre anlässlich einer neuen Steinsetzung werden so Augenblicke des Innehaltens und gleichzeitig Beleg für die Endlichkeit allen menschlichen Tuns - wenn man den Blick über das Millionen Jahre alte Ries schweifen lässt, an dessen Rand sich einmal die Zeitpyramide erheben soll, und das in Beton gegossene Gestern vor Augen hat. |