Kurzbeschreibung Installationen
Manfred Laber

 
 
Der 1932 in Wemding geborene, hier und in Alcanar bei Barcelona lebende Künstler verlässt seit dem Ende der 1970er Jahre die traditionellen Pfade von Malerei und Skulptur und wendet sich einem künstlerischen Konzept zu, das Landschaft, Zeit, Kunst und Ästhetik gleichermaßen mit einschließt.
Manfred Laber spricht von "Farbverwitterungskonzepten in der Landschaft". Ein Beispiel: Ganze Serien von Stahlblechtafeln, die farbig beschichtet sind, werden im Freien den klimatischen Bedingungen ausgesetzt: Sonne, Regen, Staub, chemisch kontaminierte Luft usw. Thema ist also die Veränderung in der Zeit, aber auch die gleichzeitige sukzessive Verwandlung der Objekte in etwas Neues, von Spuren der Zeit Gezeichnetes. Man kann das als destruktiven Prozess bezeichnen, andererseits aber auch als Progression zu etwas immerwährenden ästhetisch Neuern. Nicht der Künstler allein ist also der Demiurg, d.h. Schöpfer, sondern die Natur selbst. Das Ergebnis lässt sich nicht vorausberechnen, das Prinzip des Zufalls bestimmt die Objekte in ihrer ständigen Verwandlung. Insofern sind diese Werke auch Gleichnis für die Evolution von Mensch und Natur, die sich jeder mathematischen Logik entzieht, in der das eben noch Festgeschriebene eine unentwegte Metamorphose erlebt. Würde man das kunsthistorische Schubladendenken hier anwenden, so ergäben sich Bezüge zur Land Art. In der Regel greift hier der Künstler in die Natur selbst ein, gestaltet und verfremdet sie. Manfred Laber beschreitet einen anderen Weg. Landschaft und Natur sind für ihn das Medium, seine eigenhändig geschaffenen Artefakte einem Veränderungsprozess auszusetzen. Einher geht eine positive Störung der Landschaft, die durch den künstlerischen Eingriff eine neue Wertigkeit erfährt. Zwischen grünen Wiesen, Büschen und Bäumen entfalten die Tafeln eine differenzierte Farblandschaft, setzen einen Kontrapunkt und fügen sich doch synthetisch in die Natur ein. Immer bleibt im Blickpunkt der Wandel in der Zeit, sowohl der Natur als der darin integrierten Objekte. Mit dem herkömmlichen Begriff der Vollendung wird man diesen Objekten nicht gerecht. Jeder Augenblick der Gegenwart bedeutet Vollendung, zugleich aber auch Offenheit für das Mögliche -ein immerwährendes Spiel von Gewissheit und Ahnung.
Zu bewundern sind diese Objekte auf der Insel San Antonio in Spanien, auf der Finca des Künstlers in Alcanar bei Barcelona oder im Skulpturenpark von Mormoiron in Frankreich.
Dr. Gerald Jasbar
Last revision: Sat, 4 Oct 2003